Mit dem Nachtwächter durch Ahaus
„Hört Ihr Leute, lasst euch sagen …!“
Wenn am Abend die Dämmerung über die Stadt zieht, zündet der Nachtwächter seine Laterne an. Dann beginnt für ihn wieder die Arbeit. Mit lichtscheuem Gesindel muss er sich abgeben, mit Vagabunden, Gauklern und Schlitzohren. Mit einer Hellebarde, einer Laterne und einem großen Hut geht er auf seine nächtliche Tour. Das Nachtwächteramt ist seit etwa 1900 durch die fortschreitende Einführung der elektrischen Beleuchtung von den Straßen verschwunden. Seitdem übernehmen Polizeibeamte einen Teil dieses Dienstes. In erster Linie sollte der Nachtwächter größere Brände verhüten, die in den für die damalige Zeit typischen engen Gassen und bei den nah aneinander gebauten Häusern aus Holz und Stroh eine erhebliche Gefahr darstellten. Das gelang jedoch nicht immer: Am 13. Oktober 1863 beispielsweise wurde die Stadt Ahaus durch eine Feuersbrunst fast vollständig zerstört. Ferner sorgte der Nachtwächter für Ruhe und Ordnung: Er schützte die schlafenden Mitbürger vor Räuberei und konnte, da er über Polizeigewalt verfügte, gegebenenfalls Diebe dingfest machen und Festnahmen durchführen. Zu jeder vollen Stunde zeigte er durch ein Hornsignal und den anschließenden Gesang einer Strophe des „Nachtwächterliedes“ die Uhrzeit an. Neben dem Horn gehörten eine Laterne und eine Hellebarde zur Ausrüstung.Die Tätigkeit genoss seinerzeit wenig Ansehen. Der Nachtwächter gehörte zu den so genannten „unehrlichen Berufen“ und stand zusammen mit dem Henker, dem Abdecker und dem Totengräber auf einer Stufe. Dennoch hatte er eine wichtige soziale Funktion. Daran zu erinnern und die Arbeit anschaulich zu machen haben sich Hermann Volmer, Franz Thier und Karl Schulte vom Arbeitskreis Brauchtum und Tradition vorgenommen. Um in Zukunft Interessierte stilecht durch die Straßen von Ahaus führen zu können, haben sie sich eigens Hellebarden nach alten Vorbildern anfertigen lassen.
Interessierte können sich an Hermann Volmer unter Tel. 67225 wenden