Stadtgeschichte
Versuch einer Beschreibung der kolorierten Handzeichnung
Plan dela Ville et chateau de Aahus
aus dem Nachlass des Heimatforschers Theodor Hocks (1860-1939)
I
Das ca. 20 x 18 cm große, an den Rändern beschädigte Pergamentblatt zeigt die Lage des fürstbischöflichen Schlosses mit seinen Gräften um das Jahr 1690 errichtete Schloss und die Vorburg. Nur das Schlossgebäude auf der Hauptinsel ist rotfarbig eingezeichnet, während die Gebäude im Vorburgbereich fehlen. Bemerkenswert ist die südlich gelegene Gräftenanlage, die bis zu dem Marstallgebäude führt und eine Verbindung zum südlichen Stadtgraben hat.
Die Vorburg ist mit Cour de Ch(ateau)u bezeichnet; auch der mit dem Marstall und einem größeren Gebäude - zur Stadtgrenze – eingegrenzte Fläche ist mit Cour (Hof) bezeichnet. Gut erkennbar sind die drei Brücken: zwischen Schlossinsel und Vorhof, zwischen Vorburg und dem weiteren Hof zum Marstall und die Brücke zum Weg nach Ammeln.
Das im Zuge des Schlossbaues 1691 errichtete Wehr/Schleuse an der Nordseite der Gräftenanlage ist mit Batardeu gekennzeichnet und zeigt den Verlauf des in den Mühlenteich fließenden Aa - Baches.
II.
Die zeichnerische Darstellung des Stadtbildes aus der Mitte des 18. Jahrhunderts wirkt im nordwestlichen Teil verzerrt und überdimensioniert. Im Stadtgebiet ist die vom Coesfelder Tor kommende Marktstraße nur angedeutet, der vom ( nicht benannten) Windmühlentor kommende (Chemin des Munster) führt nur bis zu einem zweiten Aa-Arm mit einer Brücke. Der Stadtgraben zeigt eine Breite, die fast den Umfang der Schlossgräften entspricht.
Bemerkenswert ist die in schwarzer Farbe dargestellte Wallanlage. Die Bastion am Coesfelder Tor ist besonders stark ausgebildet und entspricht den historischen Schilderungen. Auch die weitere Bastion an der Westseite der Stadt ist historisch nachgewiesen und wurde unter Christoph Bernhard von Galen 1629 errichtet.
Die nicht maßstabgetreue Skizzierung im Norden zeigt sich an der Lage der fürstbischöflichen Wassermühle, die nur etwa 100 Meter nördlich in Höhe der Vorburg stand. Die dortige Schleuse wird mit Batardeau de rezenie des eaus du fosse‘ (Schleuse mit Staubecken und Wassergraben) bezeichnet.
Neben der als paroise bezeichneten Pfarrkirche ist nur ein relativ großer Gebäudekomplex im Plan eingezeichnet, der im Verhältnis zur Kirche überdimensioniert wirkt und vielleicht den Bereich des zum Schlossgraben gehörenden Domhofes darstellen dürfte.
Die Hervorhebung der Gräften und die Anlage des Stadtgrabens, die Kennzeichnung von acht Brücken, die Bezeichnung der Schleusen und die Darstellung der Wallanlage lassen auf eine Anfertigung der Zeichnung für militärische Zwecke dienen.
Möglicherweise entstammt die Zeichnung aus der Feder eines französischen Offıziers, da in den Jahren 1757/58 und 1759 für jeweils einige Monate französische Truppen Ahaus besetzt hielten.
Der Plan ist nicht signiert; er trägt jedoch links oben neben dem Symbol (für Plan?) die Nummer 31. Danach könnten weitere nummerierte Skizzen von Städten und Dörfern des Münsterlandes entstanden sein. Jedenfalls ist der Plan vor 1762 entstanden, da vor dem erneuten Anrücken französischer Truppen unter dem Prinzen von Conde' die Besatzung unter dem Oberstlieutenant Scheiter im Juli 1762 die Festungswerke der Stadt zerstörten und den Wall abtragen ließen. Die Stadt Ahaus war fortan eine offene Stadt; durch die Abtragung der Wälle entstandene freie Flächen wurden als Hausplätze bzw. Gärten verkauft. So entstand an der Westseite eine neue Häuserreihe im „ Grünen Wall“ und an der Nordseite eine parallel zur Wassermühlenstraße laufende Sackgasse mit der korrumpierenden Namensbezeichnung „ Sachsen“.